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Woher kommen sie, die Figuren von Manuela Schilling?
Eine Einführung von Albrecht Fritzsche, Kulturphilosoph
Zu endlos wirkenden Reihen zusammen gefasste Figurenkonstellationen bestimmen das Werk von Manuela Schilling. Sie bieten dem Betrachter unzählige Wege,
sich mit ihnen auseinander zu setzen. Aus der Ferne wirken die Momentaufnahmen der tier- und menschenähnlichen Wesen oft wie Höhlenmalereien, Hieroglyphen, ikonische Darstellungen oder Graffitikunst. Ob sie sich
dynamisch schwer wie Knetmännchen verformen, wenn sie aufeinander treffen oder engelsgleich und federleicht aus dem Bild zu schweben scheinen – eins haben sie gemeinsam: sie erzählen uns von Situationen,
Handlungen, Wünschen und Erfahrungen, die wir selbst durchlebt haben. Aber immer bleiben sie widerspenstig, entziehen sich einer endgültigen Festlegung. Scheinbare Zeichenketten entpuppen sich bei näherer
Betrachtung als Knäuel kommunizierender Wesen, Figuren laufen davon oder fliegen weg, Zeichen verschwimmen zur Textur im Hintergrund.
Auch wenn die Künstlerin in den Werken durchaus sehr persönliche
Botschaften formuliert – das Dargestellte erhebt nicht den Anspruch, Bild von etwas zu sein. Es funktioniert nicht wie ein Kriminalroman oder ein Hollywoodfilm, der zum Schluss nichts mehr offen lässt. Wir
werden als Betrachter aufgefordert, das Erzählte selbst zu Ende zu denken, es zu unserer eigenen Erfahrung werden zu lassen.
"Nichts leichter als das; komm mit!" – dieser uns seit früher
Kindheit vertraute Satz könnte eine Antwort auf die Frage nach dem Menschen in den Bildern der Künstlerin geben. Ich sage dir nicht, wie es ist, sondern lasse es dich selbst herausfinden. Mache dich auf die Reise,
erfahre die Antwort in dem, was du dabei erlebst.
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